Warum sich 2025 das Gesundheitssystem radikal verändern muss

Warum sich 2025 das Gesundheitssystem radikal verändern muss

Deutschland gibt pro Kopf mehr Geld für sein Gesundheitssystem aus als fast jedes andere Land in Europa. Dennoch liegt die Lebenserwartung der Deutschen im westeuropäischen Vergleich weit hinten, und die Zufriedenheit der Versicherten sinkt kontinuierlich. Diese Diskrepanz zwischen hohen Kosten und vergleichsweise schwachen Ergebnissen macht eines deutlich: Unser Gesundheitssystem ist ineffizient und dringend reformbedürftig. Ein genauer Blick zeigt, wo die Probleme liegen, wer die Verantwortung trägt und welche Lösungen zwingend notwendig sind.

Die Kosten und Strukturen des Gesundheitssystems

Der massive Verwaltungsapparat

  • Das deutsche Gesundheitssystem ist hochgradig fragmentiert und von einem enormen Verwaltungsaufwand geprägt:
  • Es gibt 95 gesetzliche Krankenkassen, jede mit eigenem Vorstand, eigener Infrastruktur und eigenen Prozessen. Diese beschäftigen insgesamt 124.500 Mitarbeiter.
  • 17 kassenärztliche Vereinigungen, 17 Ärztekammern, 17 Zahnärztekammern und zahlreiche weitere Institutionen koordinieren die ambulante und stationäre Versorgung, was zu Doppelarbeit und Abstimmungsproblemen führt.
  • Allein die Verwaltungskosten der gesetzlichen Krankenkassen beliefen sich 2022 auf 11,5 Milliarden Euro, das sind 4,3 % der gesamten Einnahmen. (Statista)

Ineffiziente Versorgung und Ressourcenverteilung

  • Operative Fixierung: Das DRG-System (diagnosebezogene Fallpauschalen) belohnt Krankenhäuser finanziell für operative Eingriffe. Konservative und präventive Behandlungen hingegen werden vernachlässigt. Diese Anreizstruktur führt zu unnötigen Operationen und Kosten.
  • Krankenhauslandschaft: Deutschland hat im europäischen Vergleich die höchste Anzahl an Krankenhausbetten pro Einwohner. Dennoch gibt es keine proportional bessere Versorgung, da viele Betten ineffizient genutzt werden.
  • Fachärztemangel: Während Ballungszentren oft überversorgt sind, herrscht in ländlichen Gebieten ein Mangel an Fachärzten. Die Folge sind lange Wartezeiten und eingeschränkte medizinische Angebote.

Diese ineffiziente Ressourcenverteilung verursacht jährlich weitere 15 Milliarden Euro an vermeidbaren Kosten.

Warum die Kosten weiter steigen werden

Die Krankenkassenbeiträge stehen vor einem drastischen Anstieg:

  • Der aktuelle Gesamtbeitragssatz von 16,3 % könnte bis 2035 auf 19,3 % steigen. (Welt)
  • Gründe dafür sind der demografische Wandel, steigende Gesundheitsausgaben und wachsende Kosten im Pflegebereich.

Ohne Reformen drohen die Sozialabgaben insgesamt auf 48,6 % des Bruttoeinkommens anzusteigen, was eine immense Belastung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber darstellt. (Welt)

Die Verantwortung für die Krise

  • Politik: Jahrzehntelang wurden grundlegende Reformen verschleppt. Stattdessen wurde das System immer weiter fragmentiert, was die Effizienz erheblich beeinträchtigt.
  • Lobbys: Starke Lobbygruppen aus der Pharma- und Krankenhausbranche blockieren innovative Ansätze und profitieren von der aktuellen Kostenstruktur.
  • Institutionen: Viele der bestehenden Organisationen verteidigen ihre Eigeninteressen und sträuben sich gegen Vereinfachungen und Zusammenlegungen.

Was passiert, wenn wir nichts tun?

  • Kostenexplosion: Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung werden weiter steigen, und immer weniger Mittel stehen für die tatsächliche Versorgung zur Verfügung.
  • Versorgungsengpässe: Fachärztemangel und regionale Unterversorgung werden sich weiter verschärfen.
  • Sinkende Lebenserwartung: Chronische Krankheiten und soziale Ungleichheiten werden zunehmen, was die Lebenserwartung weiter drücken könnte.
  • Wachsende Unzufriedenheit: Schon heute ist die Unzufriedenheit der Versicherten hoch, und sie wird ohne Reformen weiter steigen.

Die notwendigen Reformen

  1. Reduzierung der Verwaltung
    Die Zusammenlegung von Krankenkassen und anderen Institutionen könnte Milliarden einsparen. Eine Verschlankung der Verwaltungsstrukturen muss oberste Priorität haben.
  2. Abschaffung des DRG-Systems
    Ein neues Vergütungssystem, das konservative und präventive Ansätze belohnt, muss das DRG-Modell ersetzen. Dies würde unnötige Operationen reduzieren und die langfristige Gesundheit fördern.
  3. Digitalisierung
    Eine flächendeckende Einführung elektronischer Patientenakten und die bessere Vernetzung aller Akteure können Doppeluntersuchungen vermeiden und Prozesse effizienter gestalten.
  4. Fokus auf Prävention
    Mehr Mittel müssen in Präventionsmaßnahmen wie Ernährungs- und Bewegungsprogramme fließen, um die Krankheitslast langfristig zu senken.
  5. Soziale Gerechtigkeit stärken
    Das Zwei-Klassen-System muss abgeschafft werden, damit jeder Patient die gleiche Chance auf hochwertige Versorgung hat.

Fazit: 2025 als Wendepunkt

Das Jahr 2025 muss der Startschuss für tiefgreifende Reformen sein. Wir können uns keine weitere Verschleppung leisten. Die Gesundheit unserer Bevölkerung und die Stabilität unseres Systems stehen auf dem Spiel. Es bedarf eines gemeinsamen Willens von Politik, Institutionen und Gesellschaft, um die notwendigen Veränderungen anzugehen. Ohne diese Reformen droht das Gesundheitssystem unter seiner eigenen Last zusammenzubrechen.

Ein Gesundheitssystem am Scheideweg

Die Herausforderungen, vor denen unser Gesundheitssystem steht, sind vielfältig und komplex. Wie dringend Reformen und ein neuer Fokus auf Prävention notwendig sind, zeigt unser gemeinsames Positionspapier mit dem Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV). Unter dem Titel „Digitale Chancen nutzen: Prävention als Grundpfeiler eines resilienten Gesundheitssystems“ formulieren wir konkrete Forderungen und Strategien, um Prävention systematisch in den Mittelpunkt zu rücken. Erfahren Sie mehr über unsere Lösungsansätze und wie Prävention helfen kann, die Kosten zu senken und die Gesundheit nachhaltig zu verbessern.

➡️ Lesen Sie das vollständige Positionspapier

Quellen:
  1. Bundesgesundheitsministerium – Verwaltungsdaten der GKV
  2. Statista – Verwaltungskosten der GKV
  3. t-online – Prognose der Krankenkassenbeiträge
  4. Welt – Sozialabgaben und Gesundheitskosten